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„Lasst uns dafür kämpfen, dass die historisch einmalige Europäische Union aus ihrer gegenwärtigen Schwäche gestärkt hervorgeht.“

Altkanzler Helmut Schmidt hielt auf dem SPD-Bundesparteitag 2011 ein eindringliches Plädoyer für Europa.

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Nachschrift der Rede von Helmut Schmidt

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Rede von Hanns-Eberhard von Möller

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Rede von Dr. Henning Voscherau

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Zeitungsberichte über den EuropaAbend 1992

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1992

3. EuropaAbend mit
Helmut Schmidt

„Deutschlands Platz in Europa“

Es war der bis dahin größte und erfolgreichste EuropaAbend, den die mehr als 400 Gäste am 20. August 1992 im Grand Elysée Hotel erleben konnten. Zu Gast war niemand Geringerer als Alt-Kanzler Helmut Schmidt, der sich mit einer beeindruckenden Rede in die Annalen des AGA Unternehmensverbandes schrieb. Treffend, pointiert und eindringlich analysierte der Bundeskanzler a. D. die politischen und wirtschaftlichen Aspekte in Bezug auf „Deutschlands Platz in Europa“.

Sehr differenziert ging der Alt-Kanzler auch mit dem Maastrichter-Vertrag um: „Ich bin für die Annahme des Maastrichter Vertrages. Leider hat man in Maastricht viel zu viel auf einmal gewollt.“ Helmut Schmidt diagnostizierte sogar eine „Europamüdigkeit“. „Der wichtigste Grund dafür liegt darin, dass fast alle Regierungen ihrer jeweiligen öffentlichen Meinung nicht ausreichend erklären, aus welchen überragenden geschichtlichen und strategischen Gründen sie für die Vertiefung der EG eintreten.“ Die Chancen für den Erfolg eines Ausbaus der Europa-Gemeinschaft schätzte Helmut Schmidt mit 50 Prozent ein. „Der Mensch auf der Straße muss begreifen, dass es sich nicht nur um ein Ideal handelt, sondern um die Vermeidung des nächsten europäischen Konflikts! Um die Vermeidung der Möglichkeit. dass wir in den nächsten Konflikt hineingezogen werden können und darin dann zwangsläufig eine Rolle spielen müssen.“

Am Ende bekannte sich der Alt-Kanzler eindeutig zu Europa: „Ich bin ein überzeugter Europäer gewesen, seit ich Jean Monnet* kennengelernt habe, das liegt heute über 40 Jahre zurück. Wir haben seither viele Fortschritte erlebt, aber auch einige Rückschläge, sogar dicke Rückschläge.“

AGA-Präsident Hanns-Eberhard von Möller kritisierte nicht den Maastricht-Vertrag als solchen, er stellte aber die Frage, ob die Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge angedacht werden: „Ich spreche keinem der an den Maastrichter Verhandlungen beteiligten Staats- und Regierungschefs den ernsten Willen ab, Fortschritte auf dem Weg zur europäischen politischen Union zu erreichen. Was aber bei nüchterner Betrachtungsweise zunächst einmal konkret dabei herausgekommen ist, ist der Beschluss über die Schaffung einer Währungsunion. Noch nie in der Geschichte hat es eine einheitliche Währung ohne einen dazugehörigen Staat gegeben. Muss nicht erst die politische Basis, zum Beispiel eine europäische Föderation geschaffen werden? Ich habe den Eindruck, dass man zur Zeit dabei ist, das Pferd vom Schwanz her aufzuzäumen.“

Der 3. EuropaAbend mit Helmut Schmidt war ein Highlight der Veranstaltungsreihe, bis heute. Aus heutiger Sicht erkennt man, dass europakritische Gedanken eine lange Tradition haben, aber nicht im Entferntesten gleichzusetzen sind mit anti-europäischen Denkweisen. 

 

*Der französische Unternehmer Jean Monnet (1888-1979) war einer der Wegbereiter der europäischen Einigungsbestrebungen. Dabei war er nie Politiker im Sinne eines gewählten Mandatsträgers gewesen.