2020
31. EuropaAbend mit
Anton Börner
Zum 31. Mal beging der AGA Unternehmensverband am Dienstag seinen EuropaAbend. Doch nicht wie gewohnt mit vielen Gästen, sondern rein virtuell mit der Erstausstrahlung eines Gesprächs zwischen dem designierten Präsidenten des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton F. Börner, und dem Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Lars Haider.
In dem Gespräch konnte Anton F. Börner viel Gutes bei der Pandemie-Bekämpfung der Europäischen Union entdecken: „Dennoch haben sich die Europäer zusammengerauft, um einen Rettungsschirm aufzuspannen. Das ist der Einstieg in eine richtige Entwicklung. Wir müssen das Thema Europa in einen weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Zusammenhang sehen.“ Aber Börner warnte auch: „Wir sind als Wirtschaft und Produktionsstandort, aber auch als Konsument, riesig. Aber außenpolitisch gibt es uns gar nicht. Das geht so nicht.“
Der designierte BGA-Präsident prognostizierte große, weltweite Veränderungen: „Es wird in den nächsten zehn, vielleicht auch 30 Jahren, enorme Verwerfungen in der Welt geben. Im Spannungsverhältnis zwischen den USA und China stecken Deutschland und Europa genau in der Mitte. Wir brauchen nämlich beide.“ Und genau das sei das Problem: „Wie wollen wir in so einer weltpolitischen Dimension ernst genommen werden? Wie wollen wir das mit dieser Kleinstaaterei hinbekommen? Überhaupt nicht.“ Seine Schlussfolgerung: „Wir brauchen eine supranationale Struktur, um selbst zu überleben. Wir können uns nicht 27 Regierungen leisten, die alle ihre eigene Finanzpolitik machen. Wir brauchen eine einheitliche Finanzpolitik.“
Anton F. Börner übte aber auch Kritik an der Europäische Union: „Die EU war beim Management der Krise leicht stümperhaft. Jedes Land sieht die Krise national. Corona ist aber nicht national, es ist weltweit. Deshalb müsste man das Virus in Europa gemeinsam bekämpfen. Eine Corona-App, die mit Apps in anderen europäischen Ländern nicht kompatibel ist, ist ein Unsinn par Excellence. Macht doch bitte eine App, die für ganz Europa funktioniert.“
Mit dem deutschen Corona-Krisenmanagement zeigte sich Anton F. Börner sehr zufrieden: „Deutschland hat einen hervorragenden Job gemacht. Ich bin sehr dankbar, dass die Maßnahmen schnell umgesetzt wurden.“ Kurzarbeitergeld und Mehrwertsteuersenkung seien die richtigen Maßnahmen gewesen. Aber: „Es wäre besser gewesen, wenn die Mehrwertsteuer gleich für zwölf Monate gesenkt worden wäre. Organisatorisch und kostentechnisch ist das nicht trivial. Es bringt uns nichts, wenn Umsätze vom Januar oder Februar 2021 auf den Dezember vorgezogen werden, die fehlen dann Anfang des nächsten Jahres. Der BGA wird sich für eine Verlängerung einsetzen.“
AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse appellierte zum Auftakt des EuropaAbends an die Staaten der Europäischen Union, noch enger zusammenzuarbeiten: „Ich war nicht glücklich darüber, dass die Grenzen sofort geschlossen wurden. Es hat sich gezeigt, dass wir noch mehr miteinander reden müssen, noch mehr voneinander lernen müssen, um Lösungen für Europa zu finden.“ Für den EuropaAbend 2021 zeigte sich Dr. Kruse zuversichtlich: „In Zeiten von Corona müssen wir leider noch etwa Geduld haben. Ich bin optimistisch, dass wir im kommenden Jahr wieder mit vielen Gästen gemeinsam feiern können.“
Anton F. Börner war zwischen 2001 und 2017 schon einmal Präsident des BGA und wird am 1. Oktober 2020 nochmals für ein Jahr den BGA als Präsident führen. Wie kaum ein anderer Unternehmer und Verbandspolitiker verkörpert er den europäischen Gedanken: Er lebt mit seiner italienischen Frau vor den Toren Roms, betreibt sein eigenes Weingut in Italien, führt seit Jahrzehnten einen familieneigenen Sanitärhandel, kennt den Handel aus dem Effeff und ist bestens in Politik und Wirtschaft vernetzt. Und dies in Berlin und Brüssel. In seiner ersten BGA-Amtszeit von 2000 bis 2017 setzte er sich aktiv für den europäischen Zusammenhalt ein und dafür, die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft international zu verbreiten. Ein meinungsstarker und überzeugter Europäer.