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2017

28. EuropaAbend mit
Alexander Graf Lambsdorff
MdB und ehemaliger Vizepräsident des Europäischen Parlaments

„Perspektiven der Weltwirtschaft: Freihandel braucht Freunde“

Zum 28. Mal feierte der AGA Unternehmensverband gestern Abend seinen EuropaAbend. Im Sofitel Alter Wall Hamburg waren mehr als 200 Unternehmer, Repräsentanten des konsularischen Korps, aus Verwaltung, Politik und Medien zusammengekommen, um die europäische Idee zu feiern. Festredner war Alexander Graf Lambsdorff, MdB und ehemaliger Vize-Präsident des Europäischen Parlaments.

„Das Projekt Europäische Union ist einzigartig, auch wenn es global gesehen unter Druck steht, weil autoritäre Regime gerade dabei sind, die Demokratie rückabzuwickeln“, sagte Graf Lambsdorff und fügte hinzu: „In diesem strategischen Umfeld gibt es nicht ein einziges europäisches Land, das für sich genommen stark genug wäre, um erfolgreich zu bestehen und zu wirtschaften. Deshalb müssen wir für den europäischen Gedanken aufstehen.“

Mit Blick auf Handelsabkommen wie TTIP und eine mögliche Neuauflage der Großen Koalition sagte Graf Lambsdorff: „Sollte es dazu kommen, sollte sich die deutsche Sozialdemokratie darauf besinnen, dass Deutschland als Exportweltmeister, als Land in dem sechs Millionen Menschen einen Job durch Export haben, nicht in eine protektionistische Linie einzuschwenken. Das wäre für unser Land fatal.“

Weiteres Thema der Festrede von Graf Lambsdorff war der Brexit: „Die höchste Form des Freihandels ist der Binnenmarkt. Grosso modo ist der europäische Binnenmarkt der größte der Welt mit 500 Millionen Verbraucherinnen und Verbrauchern. Wie dann ein Land allen Ernstes erklären kann ‚Wir machen da nicht mehr mit. Wir kapseln uns von diesem erfolgreichsten Markt ab‘ ist unerklärlich. Keine politische Ebene macht alles richtig, auch die Europäische Union macht nicht immer alles richtig. Aber was Sie über Jahrzehnte in Großbritannien erleben konnten, war keine sachliche Kritik an der Politik, sondern es war eine grundlegende Diffamierung Brüssels und der Europäer.“

Zu den gescheiterten Jamaika-Verhandlungen sagte der FDP-Politiker: „Ich bin sehr optimistisch in die Sondierungen hineingegangen. Aber zwei Wochen vor dem offiziellen Ende war mir schon klar: Das kann nichts werden. Das waren keine Sondierungen, das waren Koalitionsgespräche light. Bei den Inhalten, der Atmosphäre und dem Format gab es große Probleme. Und ich glaube, dass die Grünen und die CSU froh waren, dass Christian Lindner aufgestanden ist und die Gespräche beendet hat.“

Bevor AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse über Europa sprach, gedachte er mit den Gästen einem großen Freund und Förderer des EuropaAbends, Senator Gunnar Uldall, der am 14. November 2017 verstorben war: „Gunnar Uldall war ein leidenschaftlicher Politiker, der durch seine gewinnende Persönlichkeit, sein faires, ausgleichendes und verbindliches Wesen, über alle Parteigrenzen hinweg anerkannt und geschätzt wird. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Lore, seinen Kindern und Enkelkindern, seinen Schwestern und der gesamten Familie.“

In seinen Grußworten beschrieb Dr. Kruse den Zustand Europas: „Was haben wir bislang in Europa erreicht? Wenn ich einmal zurückschaue, dann ist Europa vom Ende des 2. Weltkriegs bis heute gesehen eine Erfolgsgeschichte – trotz mancher Mängel und Versäumnisse, trotz vieler offener Fragen.“ Gleichzeitig mahnte Dr. Kruse: „Statt gemeinsam zu handeln, verlieren wir uns derzeit in Einzelinteressen. Die Feinde der europäischen Integration sind Abschottung, Nationalismus und Protektionismus. Aber auch die Idee, dass es überall so wie bei uns sein muss, und dass die Sichtweise eines Landes zwangsläufig auch für alle anderen gelten soll. So stellen wir die europäische Idee vor eine Zerreißprobe.“

Besonderer Dank gilt auch in diesem Jahr der Unterstützung der HypoVereinsbank, die den EuropaAbend mit ihrem Programm „Jugend Kulturell“ unterstützte. In diesem Jahr begleitete die A-capella-Formation Klangbezirk mit ihrem begeisternden Programm die Veranstaltung.