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50 Jahre für die Freiheit

Rede von Lord Dahrendorf zum 50. Geburtstag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit am 19. Mai 2008. Quelle: Friedrich-Naumann-Stiftung, www.freiheit.org

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Rede von Dr. Uwe Mehrtens

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Kernaussagen der Rede von Lord Dahrendorf

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Bericht im Hamburger Abendblatt vom
29. November 1997

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1997

8. EuropaAbend mit
Lord Dahrendorf

„Großbritannien, Deutschland und Europa“

Mit Ralf Dahrendorf hatte der AGA Unternehmensverband am 27. November 1997 einen echten Lord als Gastredner zu seinem 8. EuropaAbend eingeladen. Der im Juni 2009 verstorbene Hamburger war Lord im Britischen Oberhaus und Ehrendoktor an 24 Universitäten in 15 Ländern und Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Lord Dahrendorf ging auf dem EuropaAbend hart mit seinem Vaterland ins Gericht: „Großbritannien befindet sich am Anfang einer politischen Hochkonjunktur, Deutschland am Ende. In Großbritannien herrscht eine neue Art von Optimismus in Deutschland Angst.“ Er mache sich ernsthaft Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit seines Vaterlandes. Nicht Rentenbeiträge oder Steuerschlupflöcher seien das Kernproblem, sondern ein System so starr und unflexibel, dass dadurch praktisch das ganze Land in die Illegalität abgedriftet sei.

Auch AGA-Präsident Dr. Uwe Mehrtens analysierte auf den Punkt: „Der Begriff Europa ist unter dem Diktat der political correctness in Gefahr, bei weiten Teilen nicht nur der deutschen Bevölkerung viel von seiner ursprünglichen Anziehungskraft zu verlieren. Erstarrte Strukturen, kleinlicher Schacher um Posten und nationale Einflusszonen und überbordende Subventionen haben schon schweren Schaden angerichtet. Wer Vorbehalte gegen die Europäische Währungsunion hat und dies mit ernsthaften Argumenten begründet, ist noch längst kein Anti-Europäer, sondern vielleicht sogar ein besonders guter europäischer Patriot. Wer verlangt, dass die Entscheidungsstrukturen in den Gremien den aktuellen und erkennbaren künftigen Aufgaben angepasst werden, bevor eine Erweiterung auf zwanzig und mehr Mitglieder erfolgt, ist ebenfalls nicht europafeindlich.“

Europa sei, so Dr. Mehrtens weiter, in seinem weiteren geographischen und kulturellen Sinne eine ungeheure Herausforderung, die möglicherweise alle zurzeit handelnden Politiker überfordere. „Wahrscheinlich kann sie überhaupt nicht von der Politik allein bewältigt werden. Nicht zuletzt deshalb wollen wir mit unseren EuropaAbenden den Gedankenaustausch zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu europäischen Themen fördern.“

Den Fortschritt der europäischen Integration im neuen Jahrtausend einerseits, die Auswirkungen der großen Finanzkrise um 2010 andererseits vor Augen, so wirken diese Warnungen gleichzeitig wie aus einer ganz anderen Zeit und sehr weise vorausschauend.